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wirklich nur reizdarmsyndrom?

Verfasst: Sa Dez 27, 2008 9:29 pm
von Jassi
Hallo!

Ich (26) bin neu hier und habe mich angemeldet, um Hilfe, Tipps und Anregungen zu meinem "Zustand" zu bekommen. Ich bin wirklich sehr verzweifelt und freue mich, wenn ich aus Euren Antworten irgendwas rausziehen kann.....

Nun zu meiner Geschichte und Situation:

Vor etwa 4 Jahren begann meine Krankheitsgeschichte. Ich muss vorab sagen, dass ich bereits mein ganzes Leben lang unter Emetophobie (Angst vorm Erbrechen) leide.
Es begann alles damit, dass mir von Woche zu Woche immer häufiger übel war. Am Anfang nur nach besonders viel oder schwerem Essen, später eigentlich den ganzen Tag. Wegen meiner Angst, Erbrechen zu müssen, habe ich immer weniger Nahrung zu mir genommen. Zum Schluss lebte ich von Pepsi, Zigaretten und einer Laugenstange alle 4-6 Wochen.
Ich nahm innerhalb eines halben Jahres etwa 35 Kilo ab. Meine Angst vorm Erbrechen hatte den Höhepunkt erreicht. Ich war körperlich absolut am Ende (Antriebslos, keine Energie, keine Kraft in Armen und Beinen, ständige Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Verdauungsprobleme, etc.).
Auf den Tipp eines Arztes hin, schleppte meine Mutter mich zur Psychologin. Diagnose: Hypochondrie, Angststörung.

Kurze Zeit später wurde ich in eine Psychatrische Klinik zur stationären Therapie eingewiesen. Dort verbrachte ich 10 Wochen.

Mein Zustand verschlechterte sich dort jedoch zusehenst. Ich aß wieder etwas mehr, aber ziemlich unregelmäßig. Ausserdem aß ich nur Lebensmittel, die ich für mich als "sicher" eingestuft hatte. Lebensmittel, von denen ich wusste, dass sie mich nicht zum Erbrechen bringen (z.B. Suppe, Kartoffelbrei, Laugengebäck, etc.).

Nach der Entlassung viel ich in ein tiefes Loch. Ich hatte panische Angst, vor bestimmten Lebensmitteln, Angst, dass Haus zu verlassen, Angst krank zu werden und noch viele Ängste mehr. Ich verlies monatelang meine Wohnung nicht, reinigte alles porentief rein mit Desinfektionsmitteln und lebte nur noch von den "sicheren" Lebensmitteln.
Jeder Arzt würde wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er wüsste, was für mich "sicher" bedeutet.

Einige Wochen später begann ich eine ambulante Therapie und begann wieder stundenweise zu arbeiten. Die ambulante Therapie war ziemlich erfolgreich. Ich fing an, wieder regelmäßig und zuverlässig zu essen, konnte wieder zwischenmenschliche Kontakte pflegen und ein wenig das Leben genießen.

In der zwischenzeit habe ich mich sehr verändert. Bis auf ein paar wenige festsitzende Ängste und die Emetophobie habe ich die Angst und mein Leben wieder im Griff. Ich habe mein altes Umfeld hinter mir gelassen und bin in ein anderes Bundesland gezogen. Ich esse regelmäßig (auch wenn mir übel ist) und vor allem viel.

Allerdings habe ich massive Magenprobleme, die ich mir nicht erklären kann.
Ich hatte in meinen "schlechten Zeiten" sämtliche Untersuchungen, die ein Mensch bekommen kann. (Magenspiegelung, Darmspiegelung, Blutuntersuchung, Schluckecho, neurologische Untersuchungen, Röntgen, Kernspin, etc.).

Jeder Arzt kennt meine Geschichte und stuft alles als "psychisch bedingt" ein. Zudem weiß ich ja gar nicht, wo ich mit der Ursachenforschung anfangen soll.

Ich habe Magendrücken, Magenkrämpfe, Darmkrämpfe, Durchfall und unheimlich viel Luft im Magen und Darm. Manchmal sind die Magenschmerzen so heftig, dass es bis in den Rücken und die Brust strahlt. Ich fühle mich manchmal sehr kraftlos und schlapp, bin ständig müde, habe Probleme mit dem Einschlafen und ständig Schmerzen in verschiedenen Körperregionen (manchmal Schmerzen in den Beinen, Muskelschmerzen, Schmerzen in den Flanken).

Kann diese ganze Symptomatik mit meiner einseitigen Ernährung (wenig Ballaststoffe, wenig Obst und Gemüse) zusammenhängen? Und wie kann ich meine Ernährung wieder auf eine gesündere Ernährung umstellen ohne noch mehr von Magenproblemen und Verdauungsproblemen gequält zu werden?

Ein reines Reizmagen/-darm-Syndrom kann das meiner Meinung nach nicht sein. Ich bin hier im neuen Umfeld wieder in ambulanter Therapie. Mir geht es psychisch ziemlich gut und ich die Symptome treten unabhängig von Stress oder seelischen Problemen auf.

Ich bin froh um jede Hilfe!!!

Liebe Grüße
Jasmin

wirklich nur reizdarmsyndrom?

Verfasst: So Dez 28, 2008 3:08 pm
von Ulf
Hallo Jassi! Ich finde es gut, dass die Ärzte eine psychosomatische Erkrankung berücksichtigen, aber gerade in deinem Fall spricht doch einiges dagegen. Die Angst-Symptomatik konnte durch die PT gut behandelt werden, während die Magenprobleme blieben - so habe ich das verstanden.
Ich denke, du soltest sas Phänomen mit der Übelkeit auch weiter physisch diagnostizieren und behandeln lassen.
Zunächst scheinst du dich aber - nach dem du wieder essen konntest - genau falsch zu ernähren. Große Mengen auf einen Schlag, wenig Obst und Gemüse, dafür wahrscheinlich tierische Fette und, wie du schreibst, zuwenig Ballaststoffe/kohlenhydrate. Ganz ehrlich - da bekommen auch Leute Magenbeschwerden, die unter so was sonst nicht leiden.
Neben der langfristigen Problembekämpfng solltest du also sofort deine Ernährung gemäß den gängigen Regeln umstellen (siehe auchhie die info-line http://www.mein-gesundheitsforum.de/i_umwelt/u_lmitel/00_u_lmi.php ).

Re: wirklich nur reizdarmsyndrom?

Verfasst: Mo Aug 26, 2019 1:06 pm
von Niko
Ich hör von einigen Kunden auch immer wieder von Magenproblemen, Darmkrämpfen und so etwas. :evil:
Ist das dann das Reizdarmsyndrom? Wird es nur durch die Lebensführung verursacht?
Was kann man den Betroffenen empfehlen?

Re: wirklich nur reizdarmsyndrom?

Verfasst: So Sep 22, 2019 8:36 pm
von Leif
Die besten Informationen, sowohl fachlich als auch unabhängig, wirst du wohl bei der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) erhalten.

Hier ist der Link zur Beschreibung des Reizdarmsyndroms von der DGVS:
https://www.dgvs.de/wissen-kompakt/leit ... rmsyndrom/

Re: wirklich nur reizdarmsyndrom?

Verfasst: Mo Nov 11, 2019 3:28 pm
von Ingwertee
Hallo Jassi,

ganz schön ausführliche Krankheitsgeschichte. Du schreibst, du hattest schon einen Kernspin, der keinen Aufschluss gegeben hat. Ehrlich gesagt wirkt die Reaktion deiner Ärzte sehr oberflächlich, da würde ich mich definitiv nach neuen Ärzten umsehen. Vor allem würde ich nochmal einen Rundum Check machen lassen. Vielleicht rühren deine psychischen Symptome auch aus einem unentdecktem körperlichen Leiden sowie der Unsicherheit durch deine Ärzte. Mein Mann hatte unerklärbare Rückenschmerzen in Kombination mit Ängsten und im Kernspin Hamburg konnte uns endlich jemand weiterhelfen und er bekam eine klare Diagnose, die wir nun behandeln.


Liebe Grüße

Re: wirklich nur reizdarmsyndrom?

Verfasst: Fr Jun 05, 2020 10:51 am
von stefan
Ein Kernspin sollte niemals bei einem Reizdarmsyndrom oder auch psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt werden. Die Therapeutische Kernspinresonanz wird nur bei Gelenkbeschwerden genutzt.
Der Link ist hier also völlig falsch!
Ein Reizdarm sollte besser nicht mehrfach untersucht werden, denn dadurch wird der Reiz verstärkt

Re: wirklich nur reizdarmsyndrom?

Verfasst: Di Jun 16, 2020 8:23 am
von cassy
Dass ein Reizdarm nicht mehrfach untersucht werden sollte, habe ich auch gelesen. Gut, dass du davor warnst. Leider sind die Ursachen beim Reizdarmsyndrom sehr unterschiedlich und es gibt nicht nur eine Diagnosemöglichkeit. Kernspin ist natürlich völlig abwegig. Reizdarm-Patienten können ein verändertes Immunsystem im Darm haben. Es gibt auch gute Untersuchungen, die zeigen, dass die Mikrobiota gegenüber Gesunden verändert ist. Da muss man wirklich vorsichtig sein. Mehr Infos dazu findet ihr hier: https://ptaforum.pharmazeutische-zeitun ... tersuchen/