Mindestens fünf Prozent aller
Kinder und Jugendlichen in Deutschland
haben nach Schätzung von Experten
eine dringend behandlungsbedürftige
psychische Störung. Rund 20 Prozent
gelten als psychisch auffällig.
Nur selten treten psychische Auffälligkeiten
isoliert auf. Meistens liegt eine
Mischung von Problemen aus verschiedenen
Störungsbereichen vor, insbesondere
bei Jugendlichen. Dies erschwert zum
einen die eindeutige Zuordnung der
Störungen zu den Diagnosekategorien,
zum anderen erfordert es in der Therapie
eine multimodale Herangehensweise.
Das heißt, den Einsatz verschiedener
Therapie-Bausteine, die individuell
auf die Symptomatik des jugendlichen
Patienten abgestimmt werden und auch
die Bezugspersonen einbeziehen.
Wesentlich ist neben der Therapieform
aber auch der Therapeut selbst. In
der psychotherapeutischen Behandlung
von Jugendlichen gibt es drei Kernprobleme,
denen ein Therapeut gewachsen sein
muss:
Die Jugendlichen selbst haben häufig
kein oder nur ein geringes Problembewusstsein.
Änderungsbedarf wird eher bei
den anderen gesehen. Dementsprechend
schwierig ist es sie zu einer Verhaltensänderung
zu motivieren. Trotz Leidensdruck
haben viele Jugendliche große
Schwierigkeiten, therapeutische Angebote
anzunehmen und sich in entsprechende
Settings einzuordnen. Die Vorstellung
beim Therapeuten erfolgt meist auf
Initiative der Eltern oder Lehrer.
Ein weiteres Problem sind die oft
entgegengesetzten Zielvorstellungen
der Jugendlichen und ihrer Bezugspersonen.
Zumal Jugendliche zwar ausdrücken
können, was sie in Opposition
zu Eltern und Lehrern nicht wollen,
aber Schwierigkeiten haben eigene
Ziele zu formulieren.
Außerdem fällt es ihnen
schwer, in der Therapie Erarbeitetes
auf alltägliche Lebensbereiche
zu übertragen und erreichte Veränderungen
zu stabilisieren.
"Jugendliche Patienten müssen
frühzeitig erkennen können,
dass sich ihre Mitarbeit lohnt. Dies
ist nur möglich, wenn sie sich
von Anfang an mit ihren altersspezifischen
Bedürfnissen, Problemen, Zielen
und Konflikten ernst genommen fühlen
und sich aktiv in die Therapie einbringen
können", sagt Silvia Uhle
von der Christoph-Dornier-Klinik.
In der Therapie von psychisch kranken
Jugendlichen sind Transparenz und
Nachvollziehbarkeit der therapeutischen
Maßnahmen daher besonders wichtig.
Wenn auf dem Praxisschild des Therapeuten
oder im Telefonbuch viele unterschiedliche
Angebote, unter anderem auch Psychotherapie,
stehen, sollten Sie vorsichtig sein.
Fragen Sie den Therapeuten nach seinen
Erfahrungen in der Behandlung Ihrer
speziellen Problematik beziehungsweise
der Ihres Kindes.
Zur Unterstützung von betroffenen
Familien hat die Christoph-Dornier-Klinik
für Psychotherapie eine
Checkliste
erstellt.